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Bekenntnisse eines Gierigen I

Seit ich im Alter von 28 Jahren meine Anstellung als Maschinenbau-Ingenieur aufgab, um Philosophie zu studieren, gab es für mich nur ein Ziel: Ich wollte reich werden. – Obwohl das, wie ich im Schreiben gerade merke, gar nicht stimmt. Es war bereits die Gier nach Reichtum, die in mir überhaupt den Gedanken erwecken konnte, meine Anstellung zu kündigen, um reich zu werden! Ich konnte und wollte dieses Leben in Armut kein Jahr länger ertragen.

So war es auch stets die Gier nach Reichtum die mich durch die Jahrzehnte des Philosophie-Studiums, der Magisterarbeit und der Promotion führte. Und auch seitdem in meinen Jahrzehnten als freier und freiberuflicher Philosoph, philosophischer Berater und Mentor stets weiterführte, – ach: mich weitertrieb, mir meine Orientierung vorgab und meine Bahnen lenkte: die Gier nach Fülle und Reichtum.

Dabei ging es mir in dieser Gier nie wie einem Habsüchtigen, der nur allzu leicht Opfer seiner eigenen Pleonexie werden konnte, der Gier, mehr haben zu wollen als ein anderer oder als alle anderen. Ganz im Gegenteil: Ich hoffte stets Menschen zu begegnen, die reicher waren als ich.

Zugegebenermaßen zog es mich ganz besonders stets zu Menschen hin, die reicher waren als ich. Weniger jedoch zur selbstlosen Bewunderung ihres Reichtums, als stets um meinem gierigen Verlangen zu folgen, vielleicht etwas von ihrem Reichtum zu erben oder wenigstens ein wenig an ihrer Fülle teilhaben zu können. Und dabei war ich in meiner Wertschätzung über ein bisschen mehr Reichtum ja schon dankbar! …


3 Kommentare

  1. ich verstehe es hier im übertragenen sinne, das mit dem reichtum, á la: das, was ein anderer „hat“ (geistig, emotional), daran teilhaben, es/sich mit-teilen, sich austauschen, neues erkennen oder lernen daraus, davon, damit.

    zu den philosophischen beratungen, darf ich fragen, weil ich mich damit nicht auskenne – geht es dabei eher um lebensfragen, á la: wie lebe ich ein gutes leben, (im sinne einer orientierung und neuausrichtung) anhand philosophischer ansätze? dies eher als kontrast zur „üblichen“ therapie, die m.e. weniger weit bzw. anders greift, indem sie „erprobte verhaltensformen“ vermittelt.

    • Danke für Dein waches Interesse, liebe Grossstadtpoetin!

      Ja, es ging und es geht mir in meiner Sehnsucht, die ich hier als „Gier“ benenne, immer um geistigen und seelischen Reichtum; in dessen Folge auch um emotionalen Reichtum, emotionale Fülle.
      Dieses Streben nach Reichtum, nach Weisheit, nach dem Guten, trägt der Name „Philosoph“ schon in sich. (Und mein persönlicher Name übrigens auch, was mich immer wieder gerne verdutzt!)

      Zu den philosophischen Beratungen: Ich sehe die philosophische Beratung und Therapie als Ergänzung, Erweiterung und Vertiefung anderer Therapieformen.
      Ja, es geht meist um Orientierung; oft auch um Neuausrichtung. Das „Wer bin ich überhaupt?“ im Sinne einer Identitätsfrage und das „Bin ich ok?“ spielt auch oft eine leitende Rolle.
      Es sind aber keineswegs (nur wenn ausdrücklich gewünscht!) „philosophische Ansätze“, die die (Neu-) Orientierung leiten, sondern viel eher die von mir erfragten eigenen Gedanken der Klientin / des Klienten. Letztlich also Benennen, Denken, Selbsterkenntnis. Gerne auch immer unterstützt durch das Schreiben.
      Oft ist es einfach ein Seelenleid oder eine Angst, depressive Symptome, meist verbunden mit obigen Themen, die wir gemeinsam bearbeiten. Deswegen heißt das bei mir auch Philosophische Therapeutische Praxis.

      https://SokratesBerlin.de

      Grüße von Herzen,
      Michael

      • lieber michael, danke für deine ausführliche antwort. es ist noch zu früh am tag, später vielleicht mehr. liebe grüße, poetin

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