Ja, hüte Dich davor, kreativ zu sein! Hüte Dich vor Deiner eigenen Kreativität! Denn nur weniges Schlimmeres und Grausameres kann Dir im Leben zustoßen, als Deiner eigenen Kreativität zu verfallen.
Hüte Dich vor Deiner Kreativität!
Cave creationem!
Cave felicitatem!
Das Leben birgt viele Gefahren. Eine der größten Gefahren ist Deine eigene Kreativität!
Das glaubst Du nicht? – Kennst Du nicht die zahlreichen Berichte von Menschen, die ihre sichere Position und Stellung aufgeben mussten, weil sie ihre eigene Kreativität entdeckten und ihr innerhalb kürzester Zeit verfielen? So dass sie ein völlig neues Leben beginnen mussten!
Selbst unser tiefstes Bedauern und Mitleid für diese Menschen kann ihnen kein Trost sein. Sind sie doch unbrauchbar geworden für die meisten namhaften Arbeitgeber, für generell erstrebenswerte berufliche und gesellschaftliche Positionen.
Wie Süchtige kommen sie von ihren kreativen Gedanken nicht mehr los. Alles, ihr ganzes Leben kreist nur noch um sie. Dabei ist es völlig egal, auf welche Weise sie zum Vegetieren in ihrer Kreativität verdammt sind: Sei es das Schreiben, die Philosophie, eine der bildenden Künste, die Musik oder … oder …
Kreativität ist wie eine Droge. Sie führt Dich in die totale Abhängigkeit. So dass Du nicht mehr unterscheiden kannst, was gut und wichtig und richtig für Dich ist und was nicht. So dass Du, selbst wenn Du es wolltest, gar keinen anderen Weg mehr einschlagen kannst als den, den Dir Deine Kreativität aufzwingt.
Hüte Dich vor Deiner Kreativität und dem Kreativitätsrausch!
Besonders der Kreativitätsrausch ist fatal! Zuerst verspürst Du großes Glück. Und schon im nächsten Moment kommst Du Deinen Ideen und Gedanken schon nicht mehr hinterher. Und dann beginnt der große Schmerz, der Kater. Wenn Du Dich entscheiden musst, welchen ‚Gedanken oder Ideen Du nachgehen willst und welche Du einfach in den Orkus jagen musst, weil Du gar nicht alles schaffen kannst.
Auf anfängliches Glück folgt blutiger Schmerz. Und Du kannst Dich dessen nicht mehr erwehren. Weil Du schon lange nicht mehr Herr im eigenen Hause bist.
Deine eigene Kreativität frisst Dich auf! Deine ganze Persönlichkeit! Kreatives Tun macht Dich süchtig. Wird zur Sucht, zur Seuche, zum Siechtum, zum Untergang und schließlich zur Verwesung Deiner Persönlichkeit.
Und kein vernünftiger Mensch wird Mitleid mit Dir haben. Hatten Dich nicht alle eindringlich vor Deiner Entscheidung für ein kreatives Dasein gewarnt?
Hüte Dich vor Deiner Kreativität!
Hüte Dich vor eigenen Gedanken, Ideen und Gebilden!
Wage es nicht, neue, eigene Wege einzuschlagen! Bleibe auf sicherem Terrain! Denn die Kreativität kennt keine liebevolle Treue: Wenn Du eine kreative Idee hast, wird sie Dich quälen. Und wenn Du mal keine Idee hast, quälst Du Dich umso mehr. Weil Du Deiner eigenen Kreativitätssucht verfallen bist!
Hüte Dich vor Deiner Kreativität!
Wehre den Anfängen!
Lass es gar nicht erst so weit kommen, dass Du ein nutzloses und unbrauchbares Mitglied der menschlichen Gemeinschaft wirst! Wehre den Anfängen. Bleibe treu, fromm und demutsvoll auf Deinem einst eingeschlagenen Weg. Und hüte Dich vor allem Neuen!
Nur dann wird Dir ein glückliches Leben beschieden sein. Und nur dann wird Dir auch von allen Seiten ein glückliches Leben bescheinigt werden.
…

Das ist wahr. Wer still seinen vorgezeichneten Weg geht, sowohl im äußeren Leben als auch im inneren Empfinden, der hat den einfachsten, den leichtesten und zugleich den zielführendsten Weg gewählt. Allerdings gehört dazu eine gewisse Empfindungslosigkeit, eine Taubheit der Sinne – vielleicht mit Ausnahme des Geschäftssinnes – um damit auch wahrhaft und ausreichend das eigene Streben nach Glück zu befriedigen.
Wer das nicht hat, hat Pech.