Paradigmenwechsel? –
Angefüllt. Überfüllt. Genug verstanden!
Zu viel andauernd, ausdauernd und immer wieder verstanden. Viel zu viel!
Mag nicht mehr verstehen. Kann nicht mehr verstehen wollen. Den alten, alten, herb riechenden Sauertopf immer und immer wieder aufkochen lassen und dabei umrühren; und verstehen wollen und sollen …
Schluss damit! Keine Nachsicht, keine Gnade, kein Verstehen! Stattdessen: Die erhellende Frage: „Wozu?“
Nicht: Warum verhältst Du Dich so oder so? – Nein: Wozu verhältst Du Dich so, wie Du Dich verhältst?
Nicht: Warum leidest Du an solchen Depressionen? – Und nun folgen 3 Stunden lang Erklärungen … Nein: Die Frage muss lauten: Wozu leidest Du an solchen Depressionen? – Und das Denken kann beginnen! Und schon nach kurzer Zeit wird es hell!
Nicht: Warum hast Du solche Angst? Warum quälen Dich Deine Ängste? – Sondern: Wozu quälen Dich Deine Ängste? Wozu hast Du solche Angst? – Und das Leben erfährt eine neue Perspektive!
Nicht: Warum bricht ein Mensch sein Wort? – Sondern: Wozu? – Und sehr schnell wird Vieles sehr viel klarer.
Ja, es ist höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel.
meinst du wozu hier im sinne von:
welchen nutzen hat es für mich, das genau so zu erleben?
Liebe Poetin,
ui, ui, da hast Du in ein Wespennest gestochen. Und gleichzeitig den Nagel auf den Kopf getroffen!
„Welchen Nutzen hat es für mich, das genau so zu erleben?“ ist (leider) nicht die Frage, von der ich mich leiten lassen darf. Weil mir das Erleben zu unklar, zu diffus ist. Es geht mir eher um ein Verständnis dessen, wohin, zu welchem Ziel, zu welchem Verhalten mich ein Erleben (z.B. eine Befürchtung, Intuition, ein Wunsch, eine Angst oder eine Depression) führen kann oder will.
Touché! Getroffen! – Ich gehöre zu den Fossilien, die unserem Fragen, Denken und Antworten, aber auch unserem Erleben, unserem Fühlen, unserer Intuition, immer gerne einen Sinn unterstellen. Aber der Sinn ist verborgen. Wir müssen ihn also durch unser Dichten und Denken entbergen. Ihn in seiner Unverborgenheit sichtbar, erkenntlich machen!
Die Frage nach dem „Wozu?“ fragt also nach dem Ziel, nach dem noch nicht ersichtlichen Sinn hinter der erlebbaren Offensichtlichkeit. Die Frage „Wozu?“ fragt nach dem Sinn hinter einem Erleben von Wegweisungen.
Die Blickwende vom „Warum?“ zum „Wozu?“ ist mir freilich nicht neu; in Beratungen ist dieser Perspektivenwechsel oft sehr hilfreich und heilsam. Und „Sinn-voll“ obendrein, meiner Ansicht nach.
Dass ich gerade nun diese Gedanken in die Welt tragen musste, hat mit der traurigen weltpolitischen Lage zu tun, in dem sich die weisen Interpretatorinnen und Interpretatoren des Weltgeschehens in Erklärungsversuchen überschlugen, die allesamt auf der Historizität, der Vergangenheit, kurz: Dem „Warum?“ fussten und das „Wozu?“, das in die Zukunft weist, völlig außer Acht ließen. (Sicherlich nicht zuletzt aus Angst, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Mir ging es ja nicht anders, als ich das „Wozu?“ auf die aktuelle Lage anwandte.)
Mit Dank für Deine Frage grüße ich Dich herzlich, liebe Poetin,
Michael
lieber michael, vielen dank für die ausführliche rückmeldung. ich schreibe noch etwas dazu, aber nicht heute. liebe grüße und einen schönen sonntag dir, poetin
Vielleicht kommen auch noch andere W’s in Frage? Was denn genau z.B., oder wann. Oder auch ein – mag sein Oberflächliches – weil: es überaus menschlich und nachvollziehbar ist, so zu empfinden. Wir sind so gebaut, dass wir eine gewisse Zahl von Hiobsbotschaften ertragen können, aber irgendwann ist es genug. Mancher versucht dann einen Schuldigen auszumachen und auf diesen einzuprügeln – das kann Individuen betreffen, Gruppen, ganze Staaten. Das ist einfach und für den Moment fühlt sich der Prügler wieder besser. Mancher schafft es sogar, achselzuckend zum Tagesprogramm überzugehen. Andere verleugnen, verkriechen sich, tun so, als ob sie’s nicht betrifft.
Und andere können sich dem, was auf uns einstürmt, nicht entziehen. Müssen so oder ähnlich reagieren.